7 Mythen über Alzheimer

7 Mythen über Alzheimer

Um die Krankheit Alzheimer ranken sich seit ihrer Entdeckung durch Alois Alzheimer zahlreiche Mythen und Irrglauben. Hier haben wir sieben der häufigsten Irrtümer aufgegriffen und auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft.

1.

Gedächtnisstörungen sind eine normale Alterserscheinung

Das ist falsch!

Wenn Menschen älter werden, ist es zwar normal, gelegentlich Dinge zu vergessen. Das beeinträchtigt aber nicht die Fähigkeit, den Alltag wie gewohnt zu bewältigen. Auch dass ältere Menschen langsamer bei der Bewältigung von ungewohnten Problemen werden, zum Beispiel im Umgang mit einem neuen Telefon oder einer Fernbedienung, ist normal.

Es kann anfangs schwierig sein, normale „Aussetzer“ von Gedächtnisstörungen zu unterscheiden, die Anlass zur Sorge geben:

  1. Wenn die Vergesslichkeit, insbesondere die Störungen des Kurzzeitgedächtnisses über einige Monate oder länger zunehmen und dies womöglich für jemanden im eigenen Umfeld auffällig wird, weil die betroffene Person öfter dieselben Geschichten erzählt und von Familienmitgliedern darauf aufmerksam gemacht wird,
  2. wenn der Betroffene selbst anfängt, sich deswegen Sorgen machen,
  3. wenn er beginnt, sich wegen der Gedächtnisprobleme Merkhilfen („Zettelwirtschaft“) zu machen oder sich aus den normalen Alltagsaktivitäten zurückzieht („das stresst mich nur“),

wenden Sie sich an einen Arzt. Manchmal werden die Probleme durch Nebenwirkungen von Medikamenten, Vitaminmangel oder auch eine Depression verursacht und können durch Behandlung wieder zurückgehen.

Alzheimer ist mehr als gelegentliche Gedächtnisstörungen. Sie beginnt meistens mit Störungen des Kurzzeitgedächtnisses, also Dinge, die vor wenigen Minuten bis zu einigen Tagen passiert sind. Diese werden langsam häufiger und betreffen Wichtiges wie Unwichtiges gleichermaßen. An Dinge aus der Vergangenheit, beispielsweise aus Kindheit oder Beruf, kann man sich noch normal erinnern.

2.

Alzheimer ist nicht so schlimm

Das ist falsch!

Die Alzheimer-Krankheit überlebt keiner. Sie verläuft zwar meist sehr, sehr langsam über viele Jahre, aber schreitet dennoch voran und führt zum Schluss zur völligen Pflegebedürftigkeit und Bettlägerigkeit.


Die Krankheitserscheinungen nehmen über verschiedene Stadien zu. Die zunehmende Zerstörung von Gehirnzellen verursacht schließlich einen vollständigen Gedächtnisverlust und weitere Störungen der geistigen Leistungsfähigkeit, die Betroffenen können nicht mehr sinnvoll mit anderen kommunizieren, sich nicht mehr richtig in der Umwelt orientieren und sind in den einfachsten Dingen des täglichen Lebens auf Hilfe angewiesen. Es kann zu Verhaltensauffälligkeiten kommen, wie Unruhe und Aggressivität, aber auch zu Antriebslosigkeit und Passivität. Die Krankheit nimmt einer Person langsam und schmerzhaft die eigene Identität, die Fähigkeit, mit anderen sinnvoll in Kontakt zu treten, zu denken, zu essen, zu reden, zu gehen und den Weg nach Hause zu finden.

Oft ist es aber auch in diesem Stadium noch möglich, emotional eine Verbindung mit dem/der Betroffenen aufzunehmen und gemeinsam zu lachen und Freude zu empfinden.

3.

Wer Alzheimer hat, kann nichts mehr selbst entscheiden

Das ist falsch!

Im leichten bis mittleren Stadium der Erkrankung können die betroffenen Menschen durchaus weiter sinnvolle Abwägungen treffen und sich ein eigenes Urteil bilden. Die Gedächtnisstörungen und die anderen Symptome stören zwar oft den Tagesablauf, aber beeinträchtigen nicht das selbstständige Planen und Denken. Somit können sie in der Regel in diesem Stadium wichtige Entscheidungen genauso gut oder schlecht treffen wie früher.

Es ist eine schwierige Frage, die ein Facharzt zu beantworten hat, wann im Verlauf der Erkrankung die Fähigkeit, das Leben nach eigenen Entscheidungen zu gestalten, so sehr beeinträchtigt ist, dass jemand anders (ein gesetzlicher Betreuer oder Bevollmächtigter) diese Aufgaben übernehmen soll. Umso wichtiger ist es, sich rechtzeitig darüber Gedanken zu machen, wer für diese Aufgabe später infrage kommen könnte und es mit der geeigneten Person zu besprechen. Wenn dafür jemand gefunden wurde, sollte dies in einer Vorsorgevollmacht für die Zukunft festgelegt werden.

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4.

Wenn man Alzheimer hat, kann man nichts mehr machen

Das ist falsch!

Alzheimer lässt sich zwar nicht heilen, die Krankheitsentwicklung ist aber über längere Zeit mit Medikamenten und durch Aufklärung und Beratung positiv zu beeinflussen. Es gibt fünf zugelassene und wirksame Mittel, die die Symptome der Alzheimer-Demenz wirksam beeinflussen. Die Medikamente wirken auf Botenstoffe im Gehirn oder generell auf den Zellstoffwechsel ein, was für Lernen und Gedächtnis wichtig ist.

Davon zu unterscheiden sind die Medikamente, die unangenehme Begleitstörungen (auch genannt: „herausforderndes Verhalten“) positiv beeinflussen. Diese haben oft unerwünschte und zum Teil gefährliche Nebenwirkungen, so dass ein fachlich geschulter Arzt entscheiden muss, ob und wenn ja, welches Medikament in welcher Dosis dem Patienten verordnet wird.

Auch psychologische Maßnahmen, Beratung der Patienten und der Angehörigen sowie Aufklärung über den Krankheitsverlauf und die Symptome bewirken, dass gegen den Stress, der dadurch bei Patienten und den pflegenden Angehörigen entsteht, ein Ausgleich geschaffen wird. So geht es den Betroffenen und dem Lebensumfeld besser und die Lebensqualität steigt deutlich.

Bisher gibt es kein Medikament, das grundsätzlich den Krankheitsverlauf zum Stoppen bringt oder wesentlich abmildert. Hier ist die wissenschaftliche Forschung sehr aktiv, viele Substanzen werden in klinischen Studien geprüft. Aber bisher ist kein „Lottogewinn“ darunter gewesen. Die Suche geht weiter, und es ist zu hoffen, dass ein Durchbruch in absehbarer Zukunft gelingt.

5.

Nur alte Menschen bekommen Alzheimer

Das ist falsch!

Alzheimer kann auch bereits Menschen im 3., 4. oder 5. Lebensjahrzehnt treffen. Dies wird „frühe Alzheimer-Krankheit“ genannt (auch als „Alzheimer mit frühem Beginn“ bezeichnet). Die Versorgung dieser Menschen ist in schweren Krankheitsstadien besonders herausfordernd, und sie fallen oft durch das Raster unseres Sozialsystems. Auch für die betroffenen Familien ist die Pflege und der richtige Umgang mit diesen Betroffenen oft sehr belastend.

Es wird geschätzt, dass in Deutschland mehr als 1,7 Millionen Menschen mit Alzheimer-Krankheit leben. Dazu gehören über 1,6 Millionen Menschen im Alter von 65 Jahren und älter und ca. 25.000 Menschen unter 65 Jahren mit einer frühen Alzheimer-Krankheit.

6.

Umweltgifte verursachen Alzheimer

Das ist falsch!

Lange Zeit wurde angenommen, dass das langjährige Trinken aus Aluminiumdosen oder Kochen in Aluminiumtöpfen oder -pfannen zur Alzheimer-Krankheit führen könne. Es wurde auch vermutet, dass Aspartam, ein Zuckerersatzstoff, Gedächtnisverlust verursachen könne. Zahnfüllungen aus Amalgam (eine Mischung aus 50 Prozent Quecksilber, 35 Prozent Silber und 15 Prozent Zinn) standen unter Verdacht, das Alzheimer-Risiko zu erhöhen. Auch Grippeimpfungen wurden verdächtigt, das Alzheimer-Risiko ansteigen zu lassen.

Alle diese Annahmen, die nicht völlig aus der Luft gegriffen waren, haben sich in wissenschaftlichen Studien nicht bestätigt. Bestimmte Giftstoffe aus der Umwelt können zwar zu einer Störung der Geistestätigkeit, also zu Demenz führen, aber an der Entstehung von Alzheimer-Krankheit sind sie nicht beteiligt. Die Wissenschaft konzentriert sich heute auf andere Forschungsbereiche.

7.

Alzheimer ist eine Erbkrankheit

Das ist kompliziert!

Es gibt tatsächlich einige seltene Unterformen von Alzheimer, die in Familien über Generationen hinweg weitergegeben werden, also eine Erbkrankheit sind. Aber diese Formen sind sehr selten: es wird geschätzt, dass weniger als fünf Prozent der Alzheimer-Fälle durch genetische Fehler („Mutationen“) ausgelöst werden.

Daneben gibt es aber bestimmte genetische Veränderungen („Varianten“), die das Risiko erhöhen oder auch vermindern, an Alzheimer zu erkranken. Diese Veränderungen sind aber nicht Ursache der Erkrankung, sondern erhöhen oder vermindern die Anfälligkeit des Gehirns für die Entstehung von Alzheimer. Das bedeutet, dass jemand auch bei Vorliegen einer dieser Risiko-Gene sein ganzes Leben kein Alzheimer bekommen kann und umgekehrt, dass ein Mensch bei Abwesenheit dieser Risiko-Gene trotzdem an Alzheimer erkranken kann.

Was tut die Hirnliga zur Überwindung von Alzheimer?

Die Hirnliga unterstützt Projekte der klinischen Alzheimerforschung. Wir legen besonderen Wert darauf, dass die geförderten Forschungsprojekte darauf ausgelegt sind, die Diagnostik, Behandlung oder Versorgung von Alzheimerpatienten zu verbessern.